Werkzeug: Drehbank - Rotwerk EDM 350 BL (aktuelle aktive)
Nach dem ich Erfahrung mit einer Gebrauchten Maschine gesammelt habe, wollte ich eine bessere anschaffen.
Ich stellte im Sommer 2015 eine Liste aller meiner Anforderungen auf. Hier mal ein paar wichtige Punkte:
- 230V (kein Drehstrom!)
- Motorleistung größer als 400W
- Gewicht bis max. 70Kg (muß diese mal alleine bewegen können)
- Drehfutter ab 80mm (ja, es gibt Maschinen mit kleinen 60er Futter)
- eine möglichkeit mal Spannzangen zu benutzen sollte vorhanden sein
- Spindel muß MK und Reitstock MK haben (es gibt Maschinen mit anderer Norm!)
- Spindeldurchlass und Dreibackenfutterdurchlass min. 20 mm (um 16er Trapezgewindestangen abdrehen zu können)
- Spitzenweite min. 300 mm
- Drehmeißel ab 8mm (6mm zu klein!)
- Preisrahmen: bis 600,00 Euro Gebraucht oder neu etwas mehr
Dazu stellt ich eine Tabelle auf mit allen Maschinen die ich finden konnte.
Dann probierte ich erstmal eine Gebrauchte zu ergattern. Dies gelang mir nicht weil die Preise einfach zu hoch sind. Meine alte die ich mal hatte brachte den doppelten Preis wie ich damals verkauft hatte. Das war extrem!
Also schaute ich mich nach 2 Monaten nach einer neuen um. Dazu schaute ich immer auf erfahrungsberichten anderer im Internet. Mann muß da immer zwischen den Zeilen lesen. Der eine bemängelt dies und der andere das. Man muß eben schauen nach den eigenen können und Anforderungen. Durch meine Ausbildung bedingt kann ich an der Maschine absolut alles selbst reparieren.
Da ich nicht zu viel Geld ausgeben wollte und auch keinen Schrott erhalten wollte, war die Wahl nicht einfach. Mein Preisrahmen habe ich in den Monaten der suche auf 800.- Euro hochgeschraubt.
Mein Wahl viel zuerst auf einen Österreichischen Hersteller, wo man aber leider noch nicht mal ein Ersatzteilblatt zum Download bekam. Also ohne Support kaufe ich auch nichts...
Meine zweite Wahl war dann Rotwerk, aber die einzigste brauchbare Maschine dort sprengte meine Rahmen um 100.- Euro. Das war zu viel, denn ich brauchte ja noch etwas an Zubehör. Bei der Suche in den weiten des Netzes fand ich die Seite wo der Werksverkauf von Rotwerk statt findet. Dort schaute ich in den nächsten Wochen öfters mal nach, auch wegen der Daten zu den Maschinen und deren Zubehör.
Denn mein Gedanke war die kleine Rotwerk EDM 300 DS zu kaufen und den 250W Motor aus zu tauschen gegen einen größeren.
Doch dann alles ganz anders... Auf der Werksverkauf Webseite war die Rotwerk EDM 350 BL mit den regelbaren Bürstenlosen Motor auf 799,00 Euro reduziert worden. Ich grübelte 2 Tage nach mit der Suche nach Erfahrungen zu dieser Maschine, konnte kaum etwas finden, weil noch zu neu. Aber mit dem Gedanken das wenn dies die richtige Maschine ist, habe ich eine gute die bis zu meinem Lebenende halten sollte. Diese hat etwas mehr länge und einen extrem guten Motor. Der Motor mit seiner Regelung besonders mit seiner Kraft im niedrigen Drehzahlbereich brachten die Kaufentscheidung. Mit dieser kann man somit auch wunderbar Gewinde selbst schneiden.
Dann habe ich diese doch einfach gekauft bevor dieser Preisnachlaß wieder weg ist. Der Versand dauert nur ein paar Tage und dann kam diese Kiste mit Blechbändern auf einer Palette Festgeschnallt an. Und dort hat sich die überlegung wegen der Gewichtsklasse bewahrheitet. Ich konnte diese Maschine gerade mal so tragen. Sollten um die 56 Kg gewesen sein (verschiedene Angaben gefunden). Welcher Mann weiß denn schon genau was er schafft zu tragen. Eine 70 Kg Maschine hätte ich wohl nicht geschafft.
Ich brauchte 2 Tage um die Maschine komplett zu reinigen. Dort war ein extremes harzendes Fett überall drauf. Ich mußte alles auseinander nehmen weil ich fest stellte, das der Quersupport und Dreibackenfutter innen drinnen gar kein Fett hatte. Es war nur außen alles so extrem eingesaut das nichts beim Seetransport von der China Firma Sieg nach Europa anfangen kann zu rosten. Das Harz mußte ich teilweise mit Aceton beseitigen wobei eine Rolle Klopapier verbraucht wurde. Habe also fast alles am Maschinenbett komplett zerlegen müssen.
Danach war eine Bestellorgie für Werkzeuge angesagt wobei geschätzt 300,00 Euro verbraten wurden. Das waren 100.- Euro mehr als geplant. Dafür habe ich aber gutes Werkzeug angeschafft, keinen billigen Schrott:
- Arbeitsleuchte LED 3W am Schwanenhals
- Drehstahl Set mit Wendeplatten
- Bohrfutter (Schnellspannbohrfutter) für den Reitstock
- Schnellwechselstahlhater Set (einfache Höhenjustage, keine Plätchen mehr)
- Mitlaufende Drehspitze
- Lünette Feststehend (wegen der Stangenbearbeitung)
- und diverses Kleinwerkzeug wie Gewindebohrer, Trapezgewindebohrer, Schneideisen, Zentrierbohrer
Jetzt heißt es erst mal die Maschine genau justieren und Erfahrungen mit dieser Sammeln...
Als erste umbauaktion war der Oberschlitten dran. Hier schleiften beim drehen die Kurbeln. Man bemerkt hier das heutige Geiz ist Geil und Made in China. Unsauber gefertigt und nicht richtig entgratet. Da wurde die Qualitätskontrolle eingespart. Das hätte jeder im Werk doch selbst fest stellen müssen das da etwas schleift. Mit ein paar Feilenhieben und meinen Lochentgrater war das schnell beseitigt. Damit wurde auch das Spiel auf dem Oberschlitten verringert. Jetzt legt nur noch die feste Mutter das Spiel fest.
Als nächstes waren diese Monster Schrauben an den Kurbeln drannen. Welcher Vollidiot hat dort große Schraubenköpfe rein geschraubt? Nach mehren Umdrehungen mit der Kurbel habe ich mir die Hand verletzt. Genau auf der Höhe der Griffmulde ist der Schraubenkopf. Man kommt automatisch immer gegen diesen Schraubenkopf und schabt sich die Haut ab. Ein Bestellen passender flacher Rundkopfschrauben machte dem ein Ende.
Es stelle sich heraus das das 80mm 3 Backen Futter von extrem schlechter Qualität ist. Es spannt einfach zu ungenau. Vorne am Futter hatte ich 0,3mm Rundlauf ungenauigkeit die mit einer Geschliffenen Stange gemessen nach hinten immer größer wurde. Nach suchen im Netz fand ich heraus das man die Backen sauber ausschleifen kann. Dazu muss man mit einer Schleifmaschine die Backen abschleifen in der Drehmaschine.
Da ich sowieso den Gedanken habe ein 100er Futter ein zu bauen war mir das kleine 80er Futter egal. Desweiteren möchte ich gerne Spannzangen benutzen wegen der erhöhten genauigkeit.
Also habe ich mir einen 20mm Fräsenhalter konstruiert und auf meinen 3D Drucker gedruckt. Damit kann ich meine Proxxon Fräse auf dem Oberschlitten einspannen wie ein Drehstahl. Mit dem Gedanken was man damit noch alles auf der Drehmaschine anstellen kann stellte ich den Adapter schnell Fertig. Im Baumarkt besorgte ich mir noch schnell einen Schleifstein für die Fräse der schön lang ist damit ich auch die gesammte länge sauber abfahren kann. Unter Kettenschleifstein wurde ich fündig.
Das Ausschleifen der Backen stellte sich als richtiges Gedultsspiel heraus. Mit langsamer Drehzahl des Futters und vollen 20.000 U/min des Fräsers ging ich ans Werk. Ich ging extrem langsam vor um auch wirklich sauber ab zu schleifen. Pro Durchgang nahm ich nur 1/10 mm ab. Zwischendurch schaute ich immer wieder ob ich auch vorne und hinten an den Backen auch abgetragen hatte. Ein schwarzer Edding auf der Backenfläche zeigte den Fortschritt an. Zuerst wurde nur vorne an den Spitzen abgetragen, dann mit jedem 1/10mm ging es weiter nach hinten. Die Backen scheinen schief in Futter zu sitzen oder wurden in der Fabrik schief hergestellt. Als ich hinten ankam machte ich den test mit einem kleinen Bohrer, kann noch einen 2mm Bohrer spannen, aber nur ein paar Zentel kleiner nicht mehr. Die 2mm reichen mir erst mal aus.
Die Genauigkeit ist nicht mehr Messbar. Meine Mikrometerschraube bewegt sich ganz leicht beim messen. Das ist jetzt genauer als ich mir eine Maschine jemals vorgestellt habe. Das was ich jetzt messe sind die Tolleranzen der Spindellagerung.
Ich habe mit einen Körner die Spindel und das Futter markiert damit ich das Futter wenn dieses mal abnehmen sollte auch genau so wieder montieren kann. Vor der ganzen Schleifaktion habe ich das Futter abgenommen und die Aufnahme nochmal richtig sauber gemacht um jedes Staubkorn zu entfernen. Die Muttern habe ich alle gleichmäßig Stark angezogen in 2 Durchgängen.
Für Modellbau arbeiten will ich mir sowieso eine kleine 10Kg Maschine anschaffen womit ich auf dem Arbeitstisch unter der Lupenleuchte drehen kann.
Bis jetzt habe ich nicht viele Arbeiten gemacht. Nur ein paar Spindeln für meine 3D Drucker abgedreht und diese in der Maschine gerichtet auf kleiner als 0,2mm Rundlaufgenauigkeit.
Das mit der Stufenlosen Drehzahl ist echt ein Traum. Wenn ich an meine alte Maschine denke, wo ich nur 2 Stufen hatte...
Reitstock: Es ist zwar schön das man die Festklemmung vereinfacht hat (Benutzungsfreundlicher), aber dabei hätte man dies etwas anders machen sollen. So wie es gemacht wurde ist eine Funktion nicht vorhanden. Beim schneiden eines 8mm Außengewindes braucht man richtigen Andruck damit das Gewinde nicht schief rauf geht. Aber selbst wenn ich mit einem Rohr den Reitstock fest anknalle, kann man diesen ganz einfach mit der Pinole wegschieben... ohne Worte...
Muss mir jetzt überlegen wie ich das wieder verbessern kann. Habe noch keine einfache Lösung gefunden die mir zusagt.
Bisheriges Fazit:
schlecht verarbeitet, man muss selbst alles nach arbeiten. Da aber heute alle Drehmaschinen aus diesem Chinesischen Werk kommen (die haben den Mark fest im Griff, Preislich) muss man wohl oder übel damit leben. Zu Glück kann man dieses alles selbst beheben.
80mm 3 Backen Futter: scheint extrem schlechte Qualität zu haben. Nur ein Ausschleifen half.
Rostanfälligkeit: Vorsicht, scheint schnell Rost an zu setzen. Immer gut einfetten. Nach meiner Reinigung habe ich ein paar Stellen übersehen beim neu einfetten, die haben gleich Rost angesetzt.
Reitstock: schöne funktion mit der einfachen Verstellmöglichkeit. Doch leider zu wenig Haltekraft. Pinole drückt ganz leicht den Reitstock weg, zu leicht!
Motor: diese Drehzahlregelung ist ein echter Traum. Will ich nicht mehr missen... Beim Abstechen konnte ich bisher keine Probleme mit der Motorleistung fest stellen. Dort wo meine alte Maschine nicht mehr wollte zieht die selbst mit kleiner Drehzahl voll durch.
Stabilität: scheint Stabil zu sein, konnte mit dem Oberschlitten auf 50mm selbst 12mm Trapezgewindespindeln richten.
Bilder folgen demnächst.
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